Eine Radwanderung im Rahmen des Erlaubten

Spreequelle Nachdem sich die Radfahrtruppe auf die im öffentlichen Raum erlaubte Anzahl von Personen zweier Haushalte reduziert hatte und wir auch von allen Beherbergungsstätten grünes Licht erhielten, stand dem ersten Teil der Bewältigung des Spreeradwegs nichts mehr im Wege. Wir waren also drei Radler. Am Himmelfahrtstag transportierten wir uns und unsere "drahtigen Esel" nach Oberoderwitz und trampelten dann immer bergauf zur ersten Spreequelle. Na ja, um ehrlich zu sein: das letzte Stück auf dem bewurzelten Waldboden schoben wir die Räder. Die Quelle war stark besucht, aber wir fanden noch einen Platz im Abstand von 1,5 m zu uns und den anderen.

Spreeborn Genauso steil ging es nach der Pause bergab. In Neugersdorf fanden wir die zweite und am Ortsrand von Ebersbach die dritte Quelle. Wie man sieht, halten wir nicht nur beim Fahren, sondern auch bei der Fotopause den vorgeschriebenen Abstand ein! Nun mussten wir nur noch unser Quartier finden, welches - wer hätte es gedacht - etwas abseits von unserem Weg in 400 m Höhe lag. Wir hatten also nicht nur auf den Straßenverkehr zu achten, sondern auch auf Wegweiser zum Hotel. Während Ersteres gelang, ging das zweite Unterfangen gründlich schief. Was blieb uns da weiter übrig, als die Räder auf einem Wanderweg bergauf zu schieben, um dann unser Hotel von hinten zu entern! Im Hotel trafen wir auf Hans-Jürgen. Nun waren die oben erwähnten zwei Haushalte komplett und es gab erst einmal eine kleine Erfrischung. Nach einer kurzen Pause gingen wir dann wieder los und zwar zu Fuß. Wir wollten ja noch ein paar Sehenswürdigkeiten von Ebersbach sehen. Die waren allerdings so sehr verstreut am Ortsrand, dass wir es bei einer kleinen Runde beließen, freilich nicht ohne der Spree, die hier schon deutlich breiter war, einen Besuch abzustatten.

Haus mit Sonnenuhr Am zweiten Tag unserer Fahrt nahmen wir nicht den von gestern bekannten Wanderweg bergab sondern die Straße. Das bescherte uns zwar eine Zusatzstrecke, war aber viel bequemer. Das erste Ziel war Neusalza-Spremberg, ein schönes Städtchen mit einem schönen Marktplatz. Weiter ging die Tour zum Sonnenuhrendorf Taubenheim. 41 solcher Chronometer gibt es hier - wir haben nur fünf gesehen, aber sicherlich auch nicht genug gesucht!

Wegweiser in Schirgiswalde Immer an der Spree oder zumindest in ihrer Nähe entlang fahrend erreichten wir Schirgiswalde. Hier gibt es viele schön gestaltete Wegweiser. Viel mehr Aufmerksamkeit erheischte allerdings das einzige geöffnete Café und so ließen wir es uns bei sächsischer Eierschecke gut gehen. Es war ja schon kurz nach Mittag und wir hatten uns eine Pause verdient.

Doch bald forderte uns der Spreeradweg wieder zu neuen Aktivitäten. Wir ignorierten den Wegweiser und fuhren über Großpostwitz (Mühlenkomplex aus dem 19. Jahrhundert), Obergurig (Böhmische Brücke) und Singwitz (Landmaschinenbau, ehem. FORTSCHRITT). In Grubschütz erreichten wir die Aussicht auf Bautzen. Um von hier ins Zentrum und damit zu unserem Hotel zu gelangen muss man erst bergab zum Ufer der Spree und dann natürlich wieder bergauf fahren - und das bei dem noch vorhandenen Kopfsteinpflaster.

Bautzen Bautzen Das Hotel hatte coronabedingt erst ab 17:00 Uhr geöffnet. Zu gern hätten wir einen Stadtrundgang gemacht, aber wir wollten unsere Räder mit samt des Gepäcks natürlich nicht auf dem Hotelparkplatz stehen lassen. Da war zunächst guter Rat teuer, denn die Fahrradständer auf dem Markt sind auch nicht gerade üppig. Aber schließlich fanden wir doch einen und kehrten beim angeschlossenen Restaurant auf ein Bier ein.

Nach dem Zimmerbezug und vor dem Abendessen kamen wir doch noch zu unserem Stadtrundgang. Der Dom hatte zum Glück noch offen. Vom Felsen der Ortenburg hatte man einen schönen Blick ins Land. Die Fassaden der Häuser glänzen in ihrer ehemaligen Schönheit. Es ist Leben in der Stadt. Doch leider kündigte sich schon an, dass das schöne Wetter der vergangenen Tage vergeht. Es wurde zunehmend frischer und da sehnt man sich nach seinem Hotelzimmer.

Bärwalder See Schrotholzkirche Am Samstag regnet es. Wir fahren trotzdem weiter. Kurz vor der Bautzener Talsperre müssen wir die letzte starke Steigung der Tour bewältigen. Danach geht es ins "Land der tausend Teiche". Auch hier mussten wir nicht mitzählen, denn es war von vornherein klar, dass unser Weg nur an einer kleinen Auswahl dieser Teiche entlang führt. Irgendwann hörte auch der Regen auf, so dass wir im Schlosspark von Uhyst eine Pause machten. Den Bärwalder See sehen wir dann in seiner ganzen sonnigen Pracht. Wie erstaunt waren wir jedoch, als kurz nach dem See der Niederschlag wieder einsetzte. Ein Schild an der Straße klärte uns auf: Es war Kühlturmniederschlag! Schließlich erreichten wir Sprey.

Nach dem Zimmerbezug machten wir einen kleinen Ortsrundgang. Soviel kann man ja bei einem 50-Seelen-Dorf nicht erwarten, aber die Schrotholzkirche war ein echtes High­light. Ohne einen Nagel erbaut und - abgesehen von den in der heutigen Zeit notwendigen Sicherheitsschlössern - ganz aus Holz.

Dorfkirche Spreewitz Rast im Freiluftbistro Am letzten Tag war zunächst wieder angenehmes Wetter. Es wehte zwar ein kühler Wind, aber man kann ja nicht alles haben. Sehr langweilig war der Radweg zwischen Sperrgebiet und Tagebau, zum Glück sahen wir von beiden keine Details. In Spreewitz machten wir einen Abstecher zur barocken Kirche und fuhren dann weiter an der Spree entlang, wobei wir Sachsen verließen. Auf der Höhe des Kraftwerks "Schwarze Pumpe" fing es an zu regnen. Natürlich dachten wir wieder an "Kühlturmniederschlag", aber nein, Brandenburg begrüßte uns mit richtigem Regen. So fiel der Abstecher nach Spremberg genauso ins Wasser, wie die schöne Spreepassage bis zum Stausee. Auf letzterer fuhren wir zwar lang, sahen aber infolge beschlagener Brillen und höherem Tempo nicht sehr viel.

Aber irgendwann hört jeder Regen auf und bis zum Ziel war es ja (gemessen an der Gesamttour) auch nicht mehr weit. Der Weg führte wieder am Spreeufer entlang, war naturbelassen und gab somit unseren Fahrrädern den Rest.

Wir haben an den vier Tagen insgesamt 165 km zurück gelegt. Ich danke Hans-Jürgen, dass er unser "großes Gepäck" an zwei Tagen per Auto transportierte. An allen Tagen haben uns die Rhododendren in den Gärten begleitet und ich freue mich, dass die Tour so harmonisch verlief.

Egon Poppe