Auf dem Europawanderweg E8

Vom 14. bis 23. Juli 2017 setzten wir in den Niederlanden unsere Wanderung auf dem Europawanderweg E8 fort. Da wir diesmal auf dem Kontinent blieben war auch ein stressiger Flug wie im vergangenen Jahr nicht notwendig. Wir fuhren gemütlich mit dem Zug.

Am zeitigen Nachmittag kamen wir in Rotterdam an und bezogen erst einmal unsere Hotelzimmer. Danach ging es zu einem kleinen Rundgang in die nähere Hotelumgebung, mehr zur Suche nach einem Frühstückscafé als zur Stadtbesichtigung. Fehlanzeige − die Holländer frühstücken nicht so früh, wie unser Wanderleiter es gern gehabt hätte − so mussten wir mit dem im Zimmer zubereiteten Kaffee und einem Brötchen vom "Vortag" vorlieb nehmen.

Brielle Am nächsten Tag ging die Wanderung aber wirklich los. Und weil wir uns nicht in den "stinkichen" Europoort (u.a. der Ölhafen von Rotterdam) begeben wollten, wanderten wir die ersten Kilometer auf einer anderen Strecke. Das war zwar etwas weiter, dafür aber viel schöner. Delfshaven Viele schöne Orte passierend, erreichten wir das Ziel der Wanderung und hatten dann 30 km in den Beinen.

Dafür war der nächste Tag der Besichtigung von Rotterdam gewidmet. Nach einem kleinen Frühstück mit den landestypischen Poffertjes ging die Runde los und endete erst am Abend im Ortsteil Delfshaven, der nicht nur wegen der Brauerei interessant war.

Nach so einem "Ruhetag" schreien die Füße natürlich wieder nach einer zünftigen Wanderung. Planmäßig führte diese zunächst am Ufer der Oude Maas entlang zu dem Landschaftsschutzgebiet "Carnissegrienden". Das wollten wir uns genau ansehen, folgten einem örtlichen Wanderweg − und liefen dadurch einige Kilometer mehr. Dafür mussten wir am Ende des Tages auf einer stark befahrenen Straße laufen. Manchmal ist in Holland der Landstreifen eben so schmal, dass nicht auch noch ein Wanderweg darauf passt.

Wasserbus Der folgende Tag brachte uns gleich zu Anfang einen Höhepunkt: Wir fuhren mit dem Waterbus zum Etappenstart. Schade, dass Irina nicht mitgekommen ist, auch die weitere Wanderung brachte sehr viel Interessantes. Da war zunächst der Ort Kinderdijk mit seinen Mühlen. Zwei davon waren zu besichtigen, und wir erfuhren viel über das Leben der Bewohner. Nachdem wir den Ort hinter uns gelassen hatten, wartete schon eine Fähre, um uns an das andere Ufer des Lek zu bringen. Auch auf der anderen Seite fanden wir eine schöne Landschaft vor. kinderdijk Das Poldergebiet erinnerte natürlich ein wenig an die Oderbruchlandschaft, nur war sie hier noch ein bisschen urwüchsiger; und zu unserem Pausenplatz mussten wir ganz schön klettern. Die ganze Tour war dann auch nur 15 km lang, denn wir wollten ja am späten Nachmittag noch den Quartierort wechseln.

Nachdem wir auch Irina wieder wohlbehalten aufgegabelt hatten, fuhren wir mit dem Zug nach Utrecht, nahmen unser Gepäck mit und ersparten uns damit einen Taxi-Gepäcktransfer.

Auch am Mittwoch planten wir eine relativ kurze Wanderung, die uns nach Schoonhoven führte. Gleich am Anfang der Tour kamen wir an einer Käserei vorbei und waren also mitten in Holland angekommen. Wenn aber eine Wanderung bei solch schöner Sonne losgeht, ist irgend etwas faul: So überraschte uns mittags ein Regenguss. Zum Glück erreichten wir gerade noch schnell genug eine kleine Konditorei in Bergambacht, schlemmerten ein wenig und als wir wieder draußen waren, war auch der Regen vorbei.

Am Ziel machten wir noch einen ausgiebigen Rundgang in der 1247 gegründeten Stadt, in der es seit dem 17. Jahrhundert zahlreiche Silberschmiede gibt.

Nieuwport Wipmolen Der nächste Tag fing gleich mit Regen an, jedenfalls solange wir im Bus saßen. Es war förmlich so, als ob der Türöffner mit dem Absperrschieber gekoppelt war: Die Tür des Busses ging auf und es hörte auf zu regnen. Natürlich bedarf es keiner Erwähnung, dass wir schon während der Fahrt den Vollschutz angelegt hatten.

Nach dem Rathaus in Nieuwport, wo ein Graben unter dem Haus hindurchführt, konnten wir als Nächstes eine Wipmühle bewundern, deren Haus bei starkem Wind auf und ab wippte. Die schöne Wanderung führte uns kreuz und quer durch die Polder nach Lexmond und war 22 km lang.

Kasteel de HaarAm Freitag war eigentlich ein Stadtrundgang in Utrecht vorgesehen. Unser Wirt hatte aber im Garten Leihfahrräder zu stehen und da er meiner Reisegruppe die Empfehlung gab, sich Kasteel de Haar anzusehen, gab es kein Halten mehr. So machten wir außerplanmäßig eine Radtour dorthin. Das Schloss besitzt einen großen Landschaftspark und auch das Gebäude ist − sowohl vom Baustil als auch im Inneren − interessant. Bis auf Ute war meine Reisegruppe offenbar nur an der Radfahrt interessiert, denn als wir nach der Schlossführung wieder im Park waren, haben wir keinen der anderen beiden mehr gesehen. So fuhren auch wir wieder zurück nach Utrecht und unternahmen den Stadtrundgang allein. Die Stadt bietet auf kleinstem Raum Geschichte, Architektur und Kunst. Im Prinzip reicht da ein Tag nicht, aber wir hatten ja auch noch den Abreisetag zur Besichtigung vorgesehen.

Am Samstag machten wir dann die letzte E8-Wanderung dieses Jahres. Sie führte von Lexmond nach Leerdam. Schon wieder solch ein Käse, könnte man meinen. Wir wurden aber belehrt, dass der letzte Ort mehr mit der Glasbläserei zu tun hat. Frische MilchDer weitere Weg war dann auch sehr erfrischend. Auf einem Bauernhof gab es einen Milchautomaten. Wir konnten uns aber keine große Pause leisten, denn unser Weg war noch lang, mit 22 km so lang, dass sich in Leerdam keiner so richtig mehr die Stadt ansehen wollte und schnell zur Bushaltestelle eilte − genau 3 Minuten nach Abfahrt des Busses. Aber in einer Stunde fuhr ja der nächste!

Am letzten Tag, wie schon bemerkt, sahen wir uns noch ein wenig in Utrecht um, wohl wissend, dass wir immer noch nicht alles gesehen haben.

Resümierend kann gesagt werden, dass der E8 in den Niederlanden auch sehr schöne Gegenden bietet. Er führt vielleicht etwas zu häufig auf befestigten Wegen. Wir wurden dafür aber durch die Blütenvielfalt in den Gärten entschädigt. Und schließlich gab es auf dem Weg auch eine ganze Menge Nahrhaftes.

Egon Poppe