Auf dem Europawanderweg E8

Vom 13. bis 22. Juli 2018 setzten wir in den Niederlanden unsere Wanderung auf dem Europawanderweg E8 fort. Aber nicht nur das; unsere Strecke endete diesmal in deutschen Landen - und zwar in Xanten. Wie schon im vergangenen Jahr fuhren wir mit dem Zug und hatten bei der Anreise zweimal umzusteigen - das letzte Mal mit vier Minuten Zeit. Da die Anreise am Freitag, den 13. stattfand, brauchten wir uns ja eigentlich keine Sorgen zu machen, dass wir alle Anschlüsse erreichen würden. Dank der Pünktlichkeit aller Verkehrsunternehmen erreichten wir diese auch. Warum habe ich eigentlich für den letzten Umstieg einen Bus später und somit eine Stunde Aufenthalt eingeplant?

Hofje der Mevrouw van Aerden Fort Asperen Fast alle noch in den Niederlanden zu absolvierenden Wanderungen führten durch eine Landschaft zwischen Niederrhein und Maas, die Betuwe genannt wird und zu den fruchtbarsten Gegenden Europas zählt. Hier wird hauptsächlich Obst angebaut.

Natürlich begann die erste Wanderung wieder in Leerdam. Hier fanden wir alles noch so vor, wie wir es im vergangenen Jahr verlassen hatten. Sogar der Marktstand mit den "Nieuwen", den Matjesheringen, war wieder an der gleichen Stelle. Leider konnten wir weder die spätgotische Kirche noch den Hofje der Mevrouw van Aerden besichtigen, beides war zu so früher Stunde noch geschlossen. So konnten wir gleich los wandern und machten unsere erste Pause im Fort Asperen. Dort bot man Kaffee und "Appelgeback" an und wir fanden das dies ein schöner Auftakt der Wanderung durch die Betuwe sei. Auf dem weiteren Weg in Richtung Geldermalsen, kamen wir unter anderem an einem Kirchturm vorbei, der zwar nicht so hoch, aber doch so schief wie sein berühmter Bruder in Pisa war. Auch das Landgut Mariënwaerdt war sehenswert, es ist ein Weingut und wir wissen bis heute nicht, ob die nicht Apfelwein meinten, zumal der weitere Weg auf dem "Appeldijk" entlang führte.

Waisenhaus Appeldijk Die zweite Wanderung führte von Geldermalsen nach Tiel. Interessant war die Stadt Buren, die sich "Oranjestad" nennen darf, weil sie eng mit der Geschichte des Königshauses verbunden ist. 1612 stifteten Mitglieder des Oranje-Geschlechts das Waisenhaus. In Tiel angekommen machten wir uns auf die Suche nach einem Café.

Aber alle einschlägigen Lokalitäten hatten zu. Getreu dem Motto: "Heut' gibt's nichts, heut' ist Sonntagsruh". Da ließen wir es sein und fuhren zu unserem Quartier. Auf unserem Campingplatz wurden wir schon vom Wirt erwartet. Solche komischen Gäste hatte er bestimmt noch nicht, die bei Temperaturen um 30 °C durch die Gegend laufen!

Am Montag - es sollte wieder so warm werden - mussten wir erst einmal über die Waal schippern. Die Fähre trug natürlich den bezeichnenden Namen "Pomona". Waalfähre Dann ging es ohne Baum und Strauch immer an diesem Fluss entlang, zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite. An Schatten war an diesem Tag nicht zu denken. Am Ziel wartete der Zug bereits, fuhr dann aber ab, als wir unsere Fahrkarten eingecheckt hatten. Auch hier gilt: "Entweder Fahrkarten haben oder fahren". Zum Glück mussten mir nur eine halbe Stunde auf den nächsten Zug warten.

Auch am Dienstag kündigten sich ähnliche Temperaturen an. Das hielt uns aber nicht davon ab, zu unserer Wanderung nach Nijmegen zu starten. Wir konnten uns freuen, denn in Hemmen gab es eine schöne Parkanlage, und damit war für ausreichen Schatten gesorgt. Doch je näher wir dem Ziel kamen, desto mehr sahen wir uns dem Einfluss unseres Zentralgestirns ausgesetzt. Aber was half es, wir mussten ja das Etappenziel erreichen. Natürlich gab es auch ein paar Cafés am Wege, aber an diesen liefen wir trotz meines ausdrücklichen Hinweises vorbei. Na ja, wenn die Gruppe eben lieber laufen will. Jedenfalls kamen wir am Ziel an und erhielten am Bahnhof erst einmal so eine Art Kulturschock: Himmel und Menschen wollten dort abfahren. Wir konnten uns aber auch noch in den Zug hineindrängeln.

Stevenskerk Waaggebow Nachdem wir die Wanderungen in der Betuwe absolviert hatten, wollten wir uns die Stadt Nijmegen ansehen. Die Geschichte der Stadt reicht bis in die Römerzeit zurück und obwohl sie bei einem Bombenangriff 1944 stark zerstört wurde, erstrahlen die historischen Gebäude wieder in altem Glanz. Viele dieser Gebäude waren leider von "Eventeinrichtungen" verstellt, denn heute war der zweite Tag des "Vierdaagse", eines Langstreckenmarsches, an dem 47000 Leute aus ganz Europa teilnehmen.

Nach dem Marsch wird dann in der ganzen Stadt gefeiert.

Ich weiß nicht, warum ich bei diesen Bildern an die Fontanewanderung denken musste, aber so viel Teilnehmer möchte ich nicht bei der Wanderung haben!

Vierdaagse Nach der Stadtbesichtigung fuhren wir nach Kleve, wo wir unser nächstes Hotel gebucht hatten. In Kleve hatten wir wenig Zeit, denn wir hatten ja noch einige Wanderungen vor uns. Deshalb machten wir gleich noch einen kleinen Stadtrundgang. Wir sahen die Stiftskirche, sie Schwanenburg und natürlich den Lohengrinbrunnen. Was wir zunächst nicht sahen, war ein Restaurant zum Abendessen. Als wir es dann endlich fanden, war auf der Terrasse kein Platz mehr frei und drinnen war es Elke zu stickig. Wir haben ausgehalten und konnten nachher draußen noch ein Glas Wein (Trauben, denn wir sind ja jetzt am Rhein) trinken.

Lohengrinbrunnen Die längste Wanderung führte uns am Donnerstag von Nijmegen nach Kleve. Anstelle der 1999 stillgelegten Eisenbahn fährt nun ein Schnellbus. Wir fuhren aber nicht wieder zum Bahnhof, sondern stiegen am Stadtrand aus. Das hatte in zweierlei Hinsicht Vorteile: Erstens kamen wir nicht in das Gedränge des Vierdaagse und zweitens wurde die Strecke um einige Kilometer kürzer. Den so eingesparten Teil liefen wir ja größtenteils am Vortag bei der Stadtbesichtigung ab.

Im wahrsten Sinne des Wortes gind es heute über Berg und Tal - die Gemeinde, durch die wir wanderten hat diesen Namen. Insgesamt "bezwangen" wir fünf Berge und standen dann vor dem Pannenkoekenhuis, der letzten Einkehrmöglichkeit in den Niederlanden. Davon haben wir natürlich Gebrauch gemacht, denn so etwas Gutes bekommt man hierzulande eher selten.

Xanten Vorletzter Tag Leider konnten wir uns am Freitag nicht erholen und wanderten von Kleve nach Kalkar. Weil wir aber die Klever Gärten noch gar nicht gesehen hatten, ging es erst einmal dorthin. Und da man die Anlage am Besten von der Aussichtsplattform des Sternberges sehen kann, stiegen wir erst einmal auf diesen hinauf. Nach dem Rundgang ging die Wanderung richtig los. Vorbei an der Grabanlage für Fürst Johann Moritz von Nassau Siegen, der als Statthalter des Großen Kurfürsten 1647 diese Parkanlagen anlegen ließ erreichten wir den Ort Kalkar, der viel Sehenswerteres zu bieten hat als den schnellen Brüter.

Nun waren wir etwa in der Mitte zwischen Kleve und Xanten. Unser neues Hotel befand sich in Xanten, doch unser Gepäck in Kleve. Es galt nun, beide Teile ohne große Kraftanstrengung zusammenzuführen. Zum Glück pendelt auch hier ein Bus stündlich zwischen den drei Orten, so dass zum Schluss alles an seinem Ort war.

Die letzte Wanderung führte uns nach Xanten. Unterwegs machten wir dem Wallfahrtsort Marienbaum unsere Aufwartung. Die zweimal ein Kilometer Umweg verlängerten die Strecke nur unwesentlich. Allerdings liefen wir auf dem letzten Teil des Weges über eine stillgelegte Eisenbahnstrecke, die man zum Radweg umgebaut hat. Dabei kamen wir ganz schön ins Schwitzen, hatten dafür aber das erhebende Erlebnis, durch das Klever Tor nach Xanten hinein zu laufen.

Auch in diesem Jahr hatten wir wieder schöne Erlebnisse. Ich freue mich, dass alles geklappt hat und die Wanderung ohne Komplikationen ablief. Natürlich bedanke ich mich bei der Gruppe, die diesmal ausgesprochen leistungsstark war.

Es war eine schöne Wanderung.

Egon Poppe